Wichtige Stütze für Werders Inklusionsarbeit

Stephan Knief unterstützt Werder Inklusionsarbeit von Beginn an (Foto: M. Rospek)
Handball
Freitag, 30.06.2023 / 10:34 Uhr

zuerst erschienen im WERDER-MAGAZIN 355

Seit fast zehn Jahren unterstützt Stephan Knief maßgeblich die Organisation des Handball-Inklusions-Teams des SV Werder. Der 54-Jährige kam 2013 durch seinen ältesten Sohn Feliks zu den Grün-Weißen.

Als im Oktober 2001 ihr erstes Kind geboren wurde, veränderte sich für Stephan Knief und seine Ehefrau Andrea das Leben ganz wesentlich. Zunächst so, wie für alle Eltern. Und einige Jahre später noch etwas mehr. Denn während es mit Tom (2003) und Mika (2005) recht schnell noch weiteren Familienzuwachs gab, wurde für die Eltern beim erstgeborenen Feliks nach und nach eine verzögerte Entwicklung deutlich. „Bereits vor der Kindergartenzeit“, erinnert sich Stephan Knief. Und als später die Einschulung näher rückte, „war in einem Gutachten erstmals von geistiger Behinderung die Rede“.

Dies sei „im ersten Augenblick ein Schock“ gewesen, aber: „Wir haben die Situation recht schnell angenommen und gelernt, damit umzugehen“, sagt Stephan Knief. „Die ersten Gedanken waren: Was können wir unserem Kind Gutes tun?“ Also versuchten sie zunächst, jegliche Diagnostik auszuschöpfen. Eine genaue Diagnose gab es allerdings nie, dennoch immer wieder Arztbesuche und Therapien, die das Leben von Familie Knief entscheidend prägten. Und insbesondere das des dreifachen Vaters. Der gelernte Energie-Elektroniker, der in Osterholz-Scharmbeck geboren wurde, studierte mehrere Jahre Elektrotechnik in Bremen, war damit aber nicht rundum glücklich. „Die Geburt der Kinder war für mich ein willkommener Grund, das Studium endgültig abzubrechen“, lacht Stephan Knief. „Da meine Frau bereits in Vollzeit arbeitete und den Lebensunterhalt für die Familie verdiente, haben wir entschieden, dass ich mich um die Kinder kümmere.“

So ist es bis heute. Und Stephan Knief kann nicht verhehlen, dass die zurückliegenden gut zwei Jahrzehnte eine große Herausforderung waren. Mehr als für viele andere Eltern. „Wir mussten Dinge tun, die andere nicht machen mussten“, weiß der 54-Jährige. „Aber wenn Feliks nicht so wäre, wie er ist, dann hätte ich manches nicht erlebt. Ich habe viele tolle Menschen kennengelernt, die ich sonst nie kennengelernt hätte. Alles im Leben hat seinen Sinn. Ich hadere damit nicht.“ Schließlich hat er – gemeinsam mit Ehefrau Andrea – alle Herausforderungen gemeistert. Tom absolviert mittlerweile eine Ausbildung in der Landwirtschaft und ist damit aus dem Haus. Mika geht noch zur Schule und lebt weiterhin im Familiendomizil in Oyten. Feliks zog im Mai 2021 aus und wohnt mittlerweile in einer Wohngruppe der ‚Stiftung Waldheim‘ in Langwedel. Jedes zweite Wochenende verbringt er bei seinen Eltern.

Dabei ist der Samstagvormittag seit mittlerweile zehn Jahren für den Handball reserviert. Stephan Knief erinnert sich noch gut an den 27. April 2013: Die Abteilung Handball des SV Werder veranstaltete ein ‚Schnuppertraining‘ für Menschen mit geistiger Behinderung. Und Stephan Knief begleitete seinen damals elf Jahre alten Sohn Feliks in die Klaus-Dieter-Fischer-Halle. „Ich fand es super, dass ein Verein – und dann auch noch Werder – ein neues Sportangebot für Menschen mit Handicap schafft. Das war damals alles andere als normal“, blickt er zurück und ist noch immer froh, dass Feliks sofort Feuer und Flamme war und in der neuen Gruppe jede Menge Spaß hatte. Dass Werders Handball-Inklusions-Team nun bereits sein zehnjähriges Bestehen feiern kann, „damit habe ich allerdings nicht gerechnet“, gibt Stephan Knief zu.

Gemeinsam mit Sandra Cischinsky, seit Gründung der Mannschaft die verantwortliche Trainerin, gelang es Stephan Knief, aus zunächst sechs Athlet:innen eine eingeschworene Gruppe mit mittlerweile mehr als 25 Handballer:innen zu entwickeln. Zum Team gehören auch Spieler:innen ohne Handicap, da bei Turnieren seit einigen Jahren vermehrt sogenannte Unified-Teams antreten. „Erst dadurch sind wir tatsächlich eine inklusive Mannschaft geworden“, freut sich Stephan Knief, für den jedoch feststeht, dass zukünftig auch weiterhin im sogenannten Traditional-Wettbewerb, also ohne nichtbehinderte Partner:innen gespielt werden sollte: „Ansonsten besteht die Gefahr, dass einige ‚hinten runterfallen‘ und den Spaß verlieren. Wenn sich Sportlerinnen und Sportler mit Handicap mit Sportlerinnen und Sportlern ohne Handicap messen, ist es wichtig, die richtige Balance zu finden. Uns gelingt das derzeit ganz gut. Wir versuchen in jedem Training, wirklich alle mitzunehmen.“

Früher spielte der aktive Sport auch für Stephan Knief eine wichtige Rolle. Er war viele Jahre lang Basketballer, ging Segeln, zum Bogenschießen und zum Judo. Mittlerweile hat er sich mit großer Leidenschaft der Fotografie verschrieben und ist dafür bevorzugt nachts unterwegs: „Ich gehe gerne los, wenn andere denken, dass man eigentlich gar nicht fotografieren kann“, schmunzelt er. „Im Dunkeln herrscht nicht nur eine ganz besondere Stimmung, es ist auch technisch anspruchsvoll. Man kann sich dann nicht einfach hinsetzen, die Kamera auf Automatik stellen und fotografieren.“ Das Ende eines kurzen Handball-Versuchs als Jugendlicher entlockt Stephan Knief heute ein Schmunzeln. Denn: „Es war mir zu hart“, gibt er zu. „Und ich habe damals gesagt: Wenn ich später Kinder habe, sollen sie auf keinen Fall Handball spielen.“ Mittlerweile haben sich alle drei Söhne diesem Sport verschrieben. Dass sich Tom und insbesondere Mika unter anderem als Unified-Partner im Inklusions-Team der Grün-Weißen engagieren, „freut mich sehr und macht mich auch ein bisschen stolz“, sagt Stephan Knief. Für Mika ist dieses Engagement zugleich eine ganz besondere Erfolgsstory. Der 18-Jährige nimmt mit dem deutschen Handball-Unified-Nationalteam in diesem Jahr an den Special Olympics World Games in Berlin teil.

Auch die Expertise von Stephan Knief war in den vergangenen Jahren immer wieder gefragt, wenn es um inklusiven Handball ging. Sei es beim Handball-Verband Niedersachsen-Bremen (HVNB) oder bei Vereinen, die es Werder gleichtaten und ebenfalls Handballgruppen für Menschen mit Behinderung gründeten. Mittlerweile ist die erste Saison der Inklusionsliga des HVNB, die den Werder-Sportler:innen ein regelmäßiges Kräftemessen mit anderen Teams ermöglichte, beendet.

Ein Meilenstein urteilt auch Stephan Knief, dessen Engagement bei den Grün-Weißen mittlerweile unabhängig von seinen Söhnen ist. „Ich denke, dass ich auch weitermachen würde, wenn Feliks irgendwann keine Lust mehr auf Handball hat“, sagt er. „Denn es macht mir sehr viel Spaß, und ich weiß, für wen ich es mache. Man bekommt einfach enorm viel zurück von den Sportlerinnen und Sportlern.“ Außerdem habe sich im Umgang mit behinderten Menschen in den vergangenen Jahren zwar Einiges getan, und Inklusion sei stärker in die Öffentlichkeit gerückt, aber: „Es ist noch längst nicht alles gut. Es kann noch viel mehr getan werden“, findet Stephan Knief. Klar ist: Er wird mit seinem Engagement auch in Zukunft dazu beitragen.

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